Schwabehaus e.V. Logo & Schriftzug

Chronologie

Am Anfang

Ende des 17. Jahrhunderts

Herausbildung der Dessauer Neustadt, deren Objekt in der heutigen Johannisstraße 18 sich jedoch Mitte des 18. Jahrhunderts zum „städtebaulichen Missstand“ entwickelt.

1776

Mangels annehmbarer Konzepte erwirbt der Landesvater Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau selbst das Objekt für 350 Taler und lässt den „Schandfleck“ abreißen.

Um 1820

Das Grundstück wird vom Herzogshaus zur Bebauung ausgeschrieben, wobei das künftige Gebäude der Stadt zur Ehre gereichen soll.

1826

Der Entwurf von Baumeister Wilhelm Corte überzeugt den Herzog, der ihm für die Umsetzung nicht nur das Grundstück schenkt, sondern auch Material und einen Bauzuschuss gewährt.

1829

Der Astronom und Botaniker Samuel Heinrich Schwabe (1789–1875) erwirbt das Eckgebäude. Für seine astronomischen Beobachtungen lässt er sich auf dem Dachstuhl ein Observatorium bauen. Über seinen Tod hinaus blieb das Haus im Besitz der Familie. Um 1900 entstehen im Erdgeschoss eine Gaststätte und Ladengeschäfte sowie auf der Südseite im Hof ein backsteinsichtiger Anbau, der vor allem von Arbeitern bewohnt wird.

1945 bis 1992

Das Gebäude übersteht den Zweiten Weltkrieg und wird treuhänderisch von der Kommunalen Wohnungsverwaltung betreut. Die Ladengeschäfte sind zum Teil bis zuletzt vermietet. Die letzten Wohnungsmieter ziehen 1979 aus. Das Haus wird zu DDR-Zeiten wegen seines prominenten Besitzers und seiner städtebaulichen Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt. Trotzdem verfällt das Objekt zusehends.

1992

Rückübertragung des Objekts an eine Erbengemeinschaft aus Hessen.

1993

Verkauf an die in Dessau aktive Mannheimer Unternehmensgruppe Diringer & Scheidel (D&S) für 233.000 DM. In der Hoffnung auf eine zügige Restaurierung des Gebäudes hat die Stadt von ihrem im Denkmalschutzgesetz verbrieften Vorkaufsrecht keinen Gebrauch gemacht.

1996

Die Baufirma reicht zur Überraschung von Verwaltung, Politik und Bürgerschaft keinen Bauantrag, sondern einen Abbruchantrag ein mit der Begründung ermittelter, nicht zumutbarer Sanierungskosten in Höhe von 3.134.000 DM. Das Ensemble soll zugunsten eines neuen Büro- und Geschäftshauskomplexes abgerissen werden.

August 1996

Mit einem fraktionsübergreifenden Beschlussantrag des Dessauer Stadtrates wird die Zustimmung zum Abriss gestoppt. Die Verwaltung erhält den Auftrag, eine Möglichkeit für den Erhalt des Hauses zu finden. Die Öffentlichkeit wird aufmerksam und bleibt es.

Sommer 1998

Die Stadt weist gutachtlich nach, dass das Gebäude erhalten bleiben kann, findet aber keinen neuen Eigentümer. Die Obere Denkmalbehörde im Regierungspräsidium befürwortet den Abriss des Hauses und setzt damit die untere Denkmalbehörde (Stadt) unter Druck.

Anfang September 1998

Eine knappe Mehrheit im Stadtrat beschließt, den Abriss zu gestatten, falls sich nicht innerhalb von zwei Monaten ein Investor findet.

Aufbau

September 1998

Engagierte Bürger starten in dieser scheinbar aussichtlosen Situation die „Aktion Sonnenflecken“, die sich von einem reinen Protest zu einer konstruktiven Initiative entwickelt.

22. September 1998

Das erste Verständigungstreffen, zu dem man per Handzettel jedermann eingeladen hatte, wird zur Gründungsveranstaltung des Schwabehausvereins, dessen einzige Aufgabe die Rettung des Hauses ist. Dreizehn Aktivisten, darunter Stadträte der CDU, der SPD, der PDS und der Alternativen Fraktion, schaffen es, innerhalb von vier Wochen in das Vereinsregister zu gelangen und den Status der Gemeinnützigkeit zu erlangen.

Oktober 1998

Der Verein legt der Stadtverwaltung und dem Bauträger ein Sanierungs-, Nutzungs- und Finanzierungskonzept als Alternative zum Abriss vor.

30. Oktober 1998

Der Oberbürgermeister teilt mit, dass die Unterlagen nicht den Anforderungen entsprechen. Der Abriss könne nur noch gestoppt werden, wenn es dem Verein gelänge, bis zum 2. November, spätestens für den 4. November eine Stadtratssitzung zu beantragen, die einen neuen Beschluss zugunsten des Schwabehauses verabschieden könnte. Dieser wäre für die Verwaltung bindend.

4. November 1998

Sondersitzung des Stadtrates mit äußerst kontroverser Diskussion zum Schwabehaus. In namentlicher Abstimmung wird über das Konzept des Schwabehausvereins entschieden. Eine deutliche Mehrheit spricht sich für das Konzept aus.

April 1999

Das Objekt wird von der Baufirma D&S zum Preis von 310.000 DM – 77.000 DM über dem Preis, den die Firma gezahlt hat – an den Verein verkauft. Parallel dazu bemüht sich der Verein Fördermittel für die Finanzierung der Kaufsumme und der Sanierungskosten.

Bis Juni 2001

Schrittweise Sanierung des Objektes unter besonderer Berücksichtigung bzw. Einbindung der vermieteten Gewerbeeinheiten; darunter Handwerk und Gastronomie.

Verstetigung

Seit 2001

Das Schwabehaus steckt voller Möglichkeiten. Vermietung an gemeinnützige Vereine und Kreative; Räumlichkeit bieten aber Möglichkeiten für Veranstaltungen oder private Nutzungen. Die Räume reichen schon bald nicht mehr aus, um den hohen Bedarf an Vereins- und Kulturräumen zu decken.

2007

Der zunehmende Verfall der Bäckerei und die Nachfrage von Interessenten, die sich gern im Schwabehaus eingemietet hätten, veranlassen den Verein, sich auch um dieses historisch bedeutsame Haus zu bemühen. Den Grund und Boden übernimmt der Verein in Erbbaurecht von einer privaten Erbengemeinschaft.

Rückblick zur Alten Bäckerei

um 1810

Errichtung des zweigeschossigen, fünfachsigen Vorderhauses als Fachwerkbau

um 1870

Das Haus erhält in Massivbauweise mit unverputztem Ziegelmauerwerk zwei Seitenflügel. Vermutlich werden zur gleichen Zeit für einen Bäckereibetrieb im Vorderhaus ein Verkaufsraum mit Schaufenster und Ladentür eingebaut.

1873

Ältester Nachweis für das Betreiben einer Bäckerei.

1975

Letzter Bäcker gibt den Betrieb auf.

bis Ende der 1980er Jahre

Nutzung der Räume für die Zuckerwatteherstellung.

1990

Gewerbe- und Wohnräume werden aufgegeben. Rückübertragung des Objektes an die Erbengemeinschaft Familie Polland. Da für das Haus kein Nutzer gefunden wird, steht es leer und verfällt. Sein schlechter Zustand bedroht das Schwabehaus.

2007 bis 2012

Sanierung des Objektes im ursprünglich geplanten Kostenumfang von mehr als 560.000 Euro, davon 80 Prozent Förderung durch das Programm Stadtumbau Ost, 20 Prozent Eigenmittel in Form von Eigenleistungen und einem Kredit der Stadtsparkasse.

Auf lange Sicht

Das Schwabehaus und die Alte Bäckerei sind komplett vermietet und gehören nicht zuletzt dank ihres Flairs zu den beliebtesten Anziehungspunkten in der Innenstadt.

Sowohl die in den Häusern ansässigen Künstler, Gastronomen und Vereine als auch Gäste nutzen sie als einen vielseitigen Ort. Eine Vielzahl von Veranstaltungen hat insbesondere das Schwabehaus innerhalb kürzester Zeit zu einem festen Bestandteil aktiver Stadtteilkultur gemacht. Das Objekt mit Schwabestube (max. 70 Plätze) und Hof (90 Plätze) steht allen Interessenten für ein moderates Entgelt offen.

Schrittweise konnte das Schwabehaus als kultureller Treffpunkt im Stadtquartier etabliert werden und ist Bestandteil eines Quartiersstammtisches, der die Aktivitäten im Stadtquartier koordiniert.

Das Ensemble um das Schwabehaus ist eines der wenigen erhaltenen Punkte der historischen Neustadt und ein unverzichtbares Zeitdokument für die Stadtentwicklung Dessaus.