Mit der Entwicklung der Neustadt zum Ausgang des 17. Jahrhunderts und der Erlaubnis, eine protestantische Kirche zu bauen, festigte Dessau seine Stellung als Residenz und wichtiger Handelsplatz. Die Einrichtung einer Gastwirtschaft, des “Goldenen Engels”, markierte den Beginn der Bautätigkeit für die Neustadt und sollte jahrhundertelang namensgebend für das Quartier sein.
In der wechselvollen Geschichte durchlebte der Ort auch Phasen der Vernachlässigung und des Niedergangs. Ende des 18. Jahrhunderts wurden ein Vorgängerbau vom Schwabehaus und die benachbarten Häuser abgerissen, da sie inzwischen zum “städtebaulichen Schandfleck” geworden waren. Das historische Schwabehaus war schon um 1820 als Konzeptvergabe entstanden, denn der Herzog von Anhalt-Dessau schrieb das Grundstück mit einer Nutzung aus, „die der Stadt zur Ehre gereiche“. Der Gewinner bekam sogar einen Baukostenzuschuss von 12 Prozent.
Der Zimmermeister Wilhelm Corte konnte damals den hohen Ansprüchen des Fürsten genügen und errichtete 1826 ein Haus im “altdeutschen Stil” (Fachwerk) mit einer hölzernen Galerie im Innenhof.
Samuel Heinrich Schwabe erwarb 1829 das Haus und ließ auf dem Dachstuhl ein Observatorium für astronomische Beobachtungen errichten. Über seinen Tod hinaus blieb das Haus im Besitz der Familie. Im zweiten Weltkrieg nicht beschädigt und in Teilen als Gastwirtschaft betrieben, wurden die Ladenräume teilweise bis heute durchgehend genutzt. Die letzten Mieter der Wohnungen im Obergeschoß zogen aber 1978 aus.
Nach Jahren der Verwahrlosung (besonders Hof, Obergeschoß und Dach) drohte Mitte der 90er Jahre der Abriss. Der Erhalt und die Sanierung wurden zum Beispiel für bürgerschaftliche Mitbestimmung und Tatkraft. Heute ist das Ensemble um das Schwabehaus einer der wenigen erhaltenen Reste der historischen Neustadt und ein unverzichtbares Zeitdokument für die Stadtentwicklung in Dessau.
Die Bürgerschaft stand von Anfang an hinter dem Projekt, Bürger übernahmen sogar private Bürgschaften in Höhe von 200.000 DM, um die Finanzierung zu ermöglichen. Dies war nötig, da die Finanzwirtschaft sich sehr zögerlich gegenüber dem ehrenamtlichen Engagement zeigte.
Kompetenz und Durchsetzungskraft hat der Verein nicht nur bei Sanierung und Umbau des Schwabehauses bewiesen. Von Anfang an steht das Projekt auf wirtschaftlich tragfähigen Beinen. So viel Erfolg machte Lust auf mehr: Ab 2007 bemühte sich der Verein um die Rettung des Nachbarhauses, das als „Alte Bäckerei“ in Erbbaurecht übernommen wurde, sogar eine Förderung über Bundesmittel erhielt und seit 2012 fertig ist.